Wer von der Eifel größtem Maar, dem Laacher See, westwärts dem höchsten Eifelberg, der Hohen Acht, und der weltbekannten Rennstrecke, dem Nürburgring, zustrebt - dem Eifelfreund sei hierzu der internationale Wanderweg Brohl-Monschau empfohlen -, den lädt auf halbem Wege ein stattlicher Ort gastlich zum Verweilen ein. Weibern wird nach dem Buch "Eifeler Volkskunde" von Adam Wrede, 865 n. Chr. zum ersten Mal erwähnt.
Nahezu 1.600 Einwohner zählend, liegt Weibern 400 - 550 m über NN vor der mächtigen Kulisse seiner Steinbruch auf dem Alten Berg Tuffsteinbrüche, inmitten hoher, bewaldeter Bergrücken und Vulkankuppen, der Wasserscheide zwischen der jungen Nette und dem jungen Brohlbach, so dass es bald diesem bald jenem Bachtal zugezählt wird. Der Tuff, dessen Hauptfundstätten bei Weibern, Bell, Rieden und Ettringen liegen, ist vulkanischen Ursprungs. Er erreicht teilweise eine Mächtigkeit bis zu 50 m. Es erscheint uns selbstverständlich, dass diese reichen Steinlager eine bodenständige, gewerbliche Tätigkeit mit sich bringen mussten und dass die auf das Vorkommen des Tupfes sich gründende Industrie auf ein sehr hohes Alter zurückblicken kann. Durch seine leichte Bearbeitungsfähigkeit hat der Tuffstein ein weites Absatzgebiet gefunden, und er wird als Bau- und Bildstein verarbeitet. Der Weiberner Tuffstein ist wegen seiner Feinkörnigkeit zu den feinsten Bildhauerarbeiten tauglich. Wie zur Römerzeit reiche Tuffstein-Ladungen auf der Rheinstraße zu den rheinischen Kastellen verfrachtet wurden - bei der Aufdeckung dieser Kastelle wurde die Verwendung dieses Materials festgestellt -, so fand der Tuff auch im Mittelalter vielseitige Verwendung, besonders bei Kirchenbauten. Die Basilika Maria Laach, der Kölner Dom, das Bonner Münster, die Pfarrkirche in Andernach zeichnen sich durch ausgiebige Benutzung dieses wertvollen Baumaterials aus. Die Verwendung von Tuff als Bau- und Fassadenstein war bis 1914 sehr umfassend, wie eine aufmerksame Wanderung durch die Geschäftsstraßen und Villenviertel unserer Großstädte zeigt. Bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts wurden die gewonnenen, Tuffblock im Steinbruch bis 200 Zentner schweren Tuffblöcke als Rohmaterial auf schlechten Wegen nach Niedermendig, Kottenheim und Brohl zum Rhein verfrachtet, um an den Baustellen ihrer Bestimmung gemäß verarbeitet zu werden. Es wird dazu erzählt, dass ein Fuhrmann mit einem Sprachfehler nach seinem Brautmahl zu seiner jungen Frau gesagt habe: "Traut, jank dau traude, ech fahren no Tottem Dän". Er mußte ja Geld verdienen. Die Steigerung der Löhne auf den Baustellen und die Erhöhung der Frachtsätze brachten es mit sich, dass die Steine nun auch auf der Bruchstelle verarbeitet wurden.
Es entstanden große Lager mit vielen hundert Steinblöcken. Eine emsige Tätigkeit herrschte in allen Gruben und Brüchen, auf allen Lagern. Durch den Übergang der Steinbearbeitung von der Baustelle zur Bruchstelle und zum Lager fanden nunmehr neben den Steinbrechern auch Steinmetze in Weibern Beschäftigung. Allein die Fa. Hoss hatte über 100 Arbeiter beschäftigt. Außerdem hatte sie ein für damalige Verhältnisse recht ansehnliches Kaufhaus. Zur besseren Ausbildung dieser Steinmetze wurde schon im Jahre 1899 eine gewerbliche Berufsschule gegründet, in der zeitweise 40 - 50 Lehrlingen Unterricht erteilt wurde. Durch den Bau einer guten Straße |
durchs Nettetal nach Mayen (1898 - 1900, bis zu diesen Jahren gab es dort noch keinen fahrbaren Weg), mehr aber noch durch die 1901 in Betrieb genommene schmalspurige Bahn Brohl-Weibern-Kempenich, wurde die Abfuhr der Tuffsteine sehr erleichtert.
Die Firmen Porz und Hoss hatten eigene Bahnanschlüsse. Das Absatzgebiet des Tuffes nahm infolge seiner hohen Wertschätzung einen immer größeren Raum ein. Dieses Steinmaterial fand Verwendung im In- und Ausland, bei Profan- und Kirchenbauten. Namhafte Bauwerke in Tuff sind in Koblenz: Regierungsgebäude, Herz- Jesu-Kirche, St .- Josef-Kirche Köln: Festhaus, Oberpostdirektionsgebäude, Gürzenich, Handelshochschule Hamburg: St. Pauli-Landungsbrücke München: Deutsches Museum, usw. In diesen und vielen anderen Städten und Ortschaften sind weitere große Bauten aus Tuff entstanden. Diese gesunde wirtschaftliche Lage hatte für den Ort Weibern einen großen Aufschwung zur Folge. Dem Emporwachsen der Industrie folgte auf dem Fuße die Vergrößerung und die Ausdehnung des Ortes. Stattliche Häuser, alle aus dem einheimischen Gestein erbaut, mit Schieferbedachung, große Geschäftshäuser, gepflasterte Straßen stempeln Weibern zu einem sauberen, aufstrebenden Eifeldorf, das schon 1899 eine Wasserleitung baute, 1896 eine Kanalisation durchführte und 1915 elektrisches Licht erhielt. Die Tuffsteinbrüche waren die Haupterwerbsquelle der Bewohner Weiberns. Eine weitere Erwerbsquelle in unserem Ort war die Landwirtschaft.
In der Ulzenwies und unterhalb der Moors-Mühle (Wabern gegenüber) waren in ältester Zeit Bauernhöfe. Bei genauer Betrachtung des Geländes, kann man heute noch die frühere Lage des Bauernhofes dort erkennen. Man erzählt sich, dass der Hahn vom Ackermann (Wabern) abends gerufen hat "et dauet net mi lang". Der Hahn vom faulen Jahn rief von gegenüber "et oß üwwer on üwwer jenoch". Dieses war um 1700. Von diesem Hof wurde auch in letzter Zeit noch beobachtet, dass ein Keller einstürzte und man dadurch Unebenheiten im Gelände feststellte. Außerdem besaß Weibern früher eine Ölmühle, wonach heute noch eine Gemarkung (unterhalb des Schwimmbades, welches nach 2jähriger Bauzeit am 5.6.81 eingeweiht wurde) benannt ist. Die Volkszählung des Jahres 1858 ergab, dass Weibern 459 Seelen hatte, darunter 116 Schulkinder, die von einem Lehrer unterrichtet wurden. Zu Beginn des 1. Weltkrieges war die Einwohnerzahl bereits auf 1.400 angestiegen. Die höchste Zahl der Schulkinder war 308, denen fünf Lehrpersonen Unterricht erteilten. Der sehr notwendige Schulneubau wurde 1904 vollendet, ein Prachtbau mit fünf geräumigen Schulsälen, zwei Dienstwohnungen und Zentralheizungsanlage. Der 1. Schulunterricht in Weibern war im Hauschen von Rausch auf dem heutigen Parkplatz der Apotheke. Anschließend benutzte man als Mädchenschule das spätere Schwestemhaus und das dahinterliegende Gebäude (heute bereits abgerissen) als Jungenschule. Im Dorfzentrum errichtete man auf hoher Säule 1885 das Standbild der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria mit der Inschrift: Du bist gebenedeit unter den Weibern! Dies ehrwürdige Denkmal ist gewiss eine Zierde für den ganzen katholischen Ort. (zusammengetragen von Hermann Rausch, Beate Platt (geb. Müller), Hans-Dieter Ebert, Alfred Reuter, Alois Ebert) |