Weibern / Eifel  2024

 

 

Wer von der Eifel größtem Maar, dem Laacher

See, westwärts dem höchsten Eifelberg, der

Hohen Acht, und der weltbekannten

Rennstrecke, dem Nürburgring, zustrebt - dem

Eifelfreund sei hierzu der internationale

Wanderweg Brohl-Monschau empfohlen -, den

lädt auf halbem Wege ein stattlicher Ort

gastlich zum Verweilen ein. Weibern wird nach

dem Buch "Eifeler Volkskunde" von Adam

Wrede, 865 n. Chr. zum ersten Mal erwähnt.

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Nahezu 1.600 Einwohner zählend, liegt

Weibern 400 - 550 m über NN vor der

mächtigen Kulisse seiner Steinbruch auf dem

Alten Berg Tuffsteinbrüche, inmitten hoher,

bewaldeter Bergrücken und Vulkankuppen, der

Wasserscheide zwischen der jungen Nette und

dem jungen Brohlbach, so dass es bald

diesem bald jenem Bachtal zugezählt wird. Der

Tuff, dessen Hauptfundstätten bei Weibern,

Bell, Rieden und Ettringen liegen, ist

vulkanischen Ursprungs. Er erreicht teilweise

eine Mächtigkeit bis zu 50 m. Es erscheint uns

selbstverständlich, dass diese reichen

Steinlager eine bodenständige, gewerbliche

Tätigkeit mit sich bringen mussten und dass

die auf das Vorkommen des Tupfes sich

gründende Industrie auf ein sehr hohes Alter

zurückblicken kann. Durch seine leichte

Bearbeitungsfähigkeit hat der Tuffstein ein

weites Absatzgebiet gefunden, und er wird als

Bau- und Bildstein verarbeitet. Der Weiberner

Tuffstein ist wegen seiner Feinkörnigkeit zu

den feinsten Bildhauerarbeiten tauglich. Wie

zur Römerzeit reiche Tuffstein-Ladungen auf

der Rheinstraße zu den rheinischen Kastellen

verfrachtet wurden - bei der Aufdeckung dieser

Kastelle wurde die Verwendung dieses

Materials festgestellt -, so fand der Tuff auch im

Mittelalter vielseitige Verwendung, besonders

bei Kirchenbauten. Die Basilika Maria Laach,

der Kölner Dom, das Bonner Münster, die

Pfarrkirche in Andernach zeichnen sich durch

ausgiebige Benutzung dieses wertvollen

Baumaterials aus. Die Verwendung von Tuff als

Bau- und Fassadenstein war bis 1914 sehr

umfassend, wie eine aufmerksame Wanderung

durch die Geschäftsstraßen und Villenviertel

unserer Großstädte zeigt. Bis zum Ausgang

des 19. Jahrhunderts wurden die gewonnenen,

Tuffblock im Steinbruch bis 200 Zentner

schweren Tuffblöcke als Rohmaterial auf

schlechten Wegen nach Niedermendig,

Kottenheim und Brohl zum Rhein verfrachtet,

um an den Baustellen ihrer Bestimmung

gemäß verarbeitet zu werden. Es wird dazu

erzählt, dass ein Fuhrmann mit einem

Sprachfehler nach seinem Brautmahl zu seiner

jungen Frau gesagt habe: "Traut, jank dau

traude, ech fahren no Tottem Dän". Er mußte ja

Geld verdienen. Die Steigerung der Löhne auf

den Baustellen und die Erhöhung der

Frachtsätze brachten es mit sich, dass die

Steine nun auch auf der Bruchstelle verarbeitet

wurden.

tuffblo1

 

Es entstanden große Lager mit vielen hundert

Steinblöcken. Eine emsige Tätigkeit herrschte

in allen Gruben und Brüchen, auf allen Lagern.

Durch den Übergang der Steinbearbeitung von

der Baustelle zur Bruchstelle und zum Lager

fanden nunmehr neben den Steinbrechern

auch Steinmetze in Weibern Beschäftigung.

Allein die Fa. Hoss hatte über 100 Arbeiter

beschäftigt. Außerdem hatte sie ein für

damalige Verhältnisse recht ansehnliches

Kaufhaus. Zur besseren Ausbildung dieser

Steinmetze wurde schon im Jahre 1899 eine

gewerbliche Berufsschule gegründet, in der

zeitweise 40 - 50 Lehrlingen Unterricht erteilt

wurde. Durch den Bau einer guten Straße

 

durchs Nettetal nach Mayen (1898 - 1900, bis

zu diesen Jahren gab es dort noch keinen

fahrbaren Weg), mehr aber noch durch die

1901 in Betrieb genommene schmalspurige

Bahn Brohl-Weibern-Kempenich, wurde die

Abfuhr der Tuffsteine sehr erleichtert.

triebwagen

Die Firmen Porz und Hoss hatten eigene Bahnanschlüsse. Das

Absatzgebiet des Tuffes nahm infolge seiner

hohen Wertschätzung einen immer größeren

Raum ein. Dieses Steinmaterial fand

Verwendung im In- und Ausland, bei Profan-

und Kirchenbauten. Namhafte Bauwerke in Tuff

sind in Koblenz: Regierungsgebäude, Herz- Jesu-Kirche,

St .- Josef-Kirche Köln:

Festhaus,

Oberpostdirektionsgebäude,

Gürzenich, Handelshochschule Hamburg: St.

Pauli-Landungsbrücke München: Deutsches

Museum, usw. In diesen und vielen anderen

Städten und Ortschaften sind weitere große

Bauten aus Tuff entstanden. Diese gesunde

wirtschaftliche Lage hatte für den Ort Weibern

einen großen Aufschwung zur Folge. Dem

Emporwachsen der Industrie folgte auf dem

Fuße die Vergrößerung und die Ausdehnung

des Ortes. Stattliche Häuser, alle aus dem

einheimischen Gestein erbaut, mit

Schieferbedachung, große Geschäftshäuser,

gepflasterte Straßen stempeln Weibern zu

einem sauberen, aufstrebenden Eifeldorf, das

schon 1899 eine Wasserleitung baute, 1896

eine Kanalisation durchführte und 1915

elektrisches Licht erhielt. Die Tuffsteinbrüche

waren die Haupterwerbsquelle der Bewohner

Weiberns. Eine weitere Erwerbsquelle in

unserem Ort war die Landwirtschaft.

 

erntedank

In der Ulzenwies und unterhalb der

Moors-Mühle (Wabern gegenüber) waren in

ältester Zeit Bauernhöfe. Bei genauer

Betrachtung des Geländes, kann man heute

noch die frühere Lage des Bauernhofes dort

erkennen. Man erzählt sich, dass der Hahn

vom Ackermann (Wabern) abends gerufen hat

"et dauet net mi lang". Der Hahn vom faulen

Jahn rief von gegenüber "et oß üwwer on

üwwer jenoch". Dieses war um 1700. Von

diesem Hof wurde auch in letzter Zeit noch

beobachtet, dass ein Keller einstürzte und man

dadurch Unebenheiten im Gelände feststellte.

Außerdem besaß Weibern früher eine

Ölmühle, wonach heute noch eine Gemarkung

(unterhalb des Schwimmbades, welches nach

2jähriger Bauzeit am 5.6.81 eingeweiht wurde)

benannt ist. Die Volkszählung des Jahres 1858

ergab, dass Weibern 459 Seelen hatte,

darunter 116 Schulkinder, die von einem Lehrer

unterrichtet wurden. Zu Beginn des 1.

Weltkrieges war die Einwohnerzahl bereits auf

1.400 angestiegen. Die höchste Zahl der

Schulkinder war 308, denen fünf Lehrpersonen

Unterricht erteilten. Der sehr notwendige

Schulneubau wurde 1904 vollendet, ein

Prachtbau mit fünf geräumigen Schulsälen,

zwei Dienstwohnungen und

Zentralheizungsanlage. Der 1. Schulunterricht

in Weibern war im Hauschen von Rausch auf

dem heutigen Parkplatz der Apotheke.

Anschließend benutzte man als

Mädchenschule das spätere Schwestemhaus

und das dahinterliegende Gebäude (heute

bereits abgerissen) als Jungenschule. Im

Dorfzentrum errichtete man auf hoher Säule

1885 das Standbild der allerseligsten Jungfrau

und Gottesmutter Maria mit der Inschrift: Du

bist gebenedeit unter den Weibern! Dies

ehrwürdige Denkmal ist gewiss eine Zierde für den

ganzen katholischen Ort.

(zusammengetragen von Hermann Rausch, Beate Platt (geb. Müller),

Hans-Dieter Ebert, Alfred Reuter, Alois Ebert)